PROJEKTE

Projekt I Die Sozialphilosophie des Föderalismus im globalen Zusammenhang

In den etablierten Bundesstaaten konzentriert sich das Interesse zunehmend auf Fragen der Kompetenzverteilung zwischen den einzelnen Ebenen, Fragen des fiskalischen Föderalismus und der Thematik eines effektiven Rechts- und Verwaltungsaufbaus. Als Antwort auf die zunehmende internationale Konkurrenz und Leistungsdefizite gegenwärtiger Sozialstaaten gewinnt der sog. Konkurrenzföderalismus an Boden.

Diese Entwicklung steht zunehmend in Widerspruch zum kooperativen Grundgedanken des Föderalismus als sozialemanzipatorische Bewegung. Die sozialphilosophischen Komponenten des Föderalismus können jedoch einen Beitrag dazu leisten, Lösungsmöglichkeiten für den gegenwärtigen globalen Transformationsprozess anzubieten.
Ein Schwerpunkt des Projektes ist  die Erforschung von außereuropäischen Quellen des Föderalismus.

Untersucht werden:

  1. die chinesischen Theoretiker mit der Idee eines gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Aufbaus von unten nach oben, beginnend mit der Familie weitgehend identisch mit den Überlegungen des deutschen Föderalismustheoretikers Constantin Frantz.
  2. die Philosophie der Vielfalt i n der Einheit im buddhistischen Denken, die die Wirklichkeit als Einheit von Subjekt und Objekt in einer Matrix wechselseitiger Beziehungen auffasst, wobei alles gleichzeitig als Teil dieser Matrix und als das Ganze existiert;
  3. die sozialemanzipatorische föderative Komponente in verschiedenen Lehren des Islam, insbesondere das Milletsystem als Variante des personellen Föderalismus

 


 

Projekt II Subnationale föderative Außenbeziehungen

Die subnationalen Außenbeziehungen in Bundesstaaten gewinnen international wachsende Bedeutung. Dies hat verschiedene Ursachen. Im Rahmen supranationaler Bündnisse nimmt auch der klassische föderale Nationalstaat die Interesse seine Glieder zunehmend pauschal wahr. In Transformationsgesellschaften ist die Eigeninitiative der Regionen nach außen häufig eine Frage des Überlebens.
Subnationale Außenkontakte führen nachhaltig dazu, zentrale Staaten von innen aufzubrechen und föderative Strukturen anzubahnen.

Subnationale Außenbeziehungen haben in vielen Bundesstaaten durch Tausende von internationalen Vereinbarungen ein quantitatives Ausmaß angenommen, dass sie faktisch zu einem wesentlichen Bestandteil der internationalen Beziehungen geworden sind. Weniger beeinflußt durch nationale Interessen, leisten sie außerdem über humanitäre Projekte und Beratungstätigkeiten einen wesentlichen Beitrag zur Friedenssicherung in Krisenregionen.


 

Projekt III Föderalismus in postkommunistischen Transformationsgesellschaften

Das Projekt erfolgt im Rahmen einer Zusammenarbeit mit der Moskauer Staatlichen Lomonossow Universität sowie den entsprechenden Partnerinstitutionen in Mittel- und Osteuropa.

In englisch/russischer Sprache siehe hierzu:

Jürgen Rose/Johannes Ch. Traut: Federalism and Decentralization.
Perspectives for the Transformation Process In Eastern and Central Europe. Münster/London/Moskau u.a. 2001ff.

 


 

Projekt IV Geteilte Städte des 21. Jahrhunderts im europäischen Großraum

 

Das Projekt entstand aus der Beratungstätigkeit im Kaukasus und Zypern. Von Belfast bis Jerusalem besteht das Phänomen geteilter Städte. Diese verdeutlichen die Grenzen föderaler Konsensmodelle. Das Beispiel der Öffnung der Grenze zwischen den geteilten Teilen der Stadt Nicosia zeigt, dass Feindschaft überwindbar ist.
In diesem Sinn sind diese Krisenregionen am Beispiel der betreffenden Städte auch eine Herausforderung an föderale Konfliktmodelle.
Das Projekt gliedert sich in einen theoretischen Bereich und zweitens konkrete Fallstudien der geteilten Städte.

 


Projekt V  Bildung allgemein

SchoolIndia

Wir unterstützen seit 1994 eine Schule tibetischer Flüchtlinge in Serra/Südindien. Für asiatische Konfliktregionen bietet der Föderalismus Lösungsmöglichkeiten. Dies insbesondere, da mehrere betroffende Staaten formal föderalistisch aufgebaut sind. Lehrer der Schule besuchen regelmäßig Europa. Inzwischen ist daraus zusätzlich eine Hochschule entstanden. Für unser Forschungsprojekt der vergleichenden Analyse föderaler Grundprinzipien in verschiedenen Kulturkreisen (Projekt 1) ist diese Zusammenarbeit sehr wertvoll. Das föderative Prinzip von "Einheit in Vielfalt" findet sich im Buddhismus in ähnlicher Weise wie in anderen Weltreligionen. Für Sera bedeutet dies zunächst eine erfolgreiche Selbstverwaltung und ein produktives friedliches Zusammenleben im Gastland. Seit 2010 haben wir auch die Möglichkleit, in Tibet selber im schulischen Bereich unterstützend tätig zu sein. Die föderale Verfassung der Volksrepublik ermöglicht eine regionale Selbstverwaltung einschließlich dem Schutz von Minderheiten. Dieser Anspruch ist rechtlich formuliert, erscheint vielen als Utopie, wird aber zunehmend vorsichtig angestoßen, da es immer deutlicher wird, dass Zentralismus die Probleme der Zukunft kaum bewältigen kann. 

 


 

Projekt VI   "Back to our European Vision"

Europäisches Fortbildungsseminare für Lehrkräfte im Programm Erasmus plus Leitaktion 1  (K1)

Veranstaltungsort:  Lemnos / Griechenland  /   Beginn 2016           

 

Der Schwerpunkt unseres Seminars liegt auf der Förderung der „active citizenship of young people“ um später grundlegende Prinzipien der Europäischen Gemeinschaft innovativ zusammen mit den Schülern im Unterricht erarbeiten zu können. Zunehmend dominiert heute eine skeptische Zurückhaltung gegenüber den Zielen und Werten der Europäischen Gemeinschaft. Unter den verschiedenen Gründen hierfür muss auch das Problem gesehen werden, dass Kernelemente unserer Gemeinschaft in vielen Partnerländern unzureichend vermittelt werden. An Lehrwerken werden wir dies einleitend untersuchen. Wichtige Stichworte wie Föderalismus, lokale Selbstverwaltung und Selbstverantwortung fehlen teilweise vollkommen.

 a) Im Seminar erarbeiten wir zusammen Möglichkeiten einer verstärkten Einbeziehung regionaler Bezüge in den Unterricht. Dies verbunden mit innovativen Beispielen zur Förderung der Zivilgesellschaft. Bei entsprechenden Themenstellungen können die Schüler selber forschen und Materialien sammeln, als Beispiel etwa in Gemeindearchiven. Wie kann die Schule besser in das institutionelle Umfeld (Gemeinde, Kulturverbände usw.) eingebunden werden usw., welche Anstöße für mögliche Eigeninitiativen unserer Schülerinnen und Schüler  im lokalen/regionalen Rahmen lassen anstoßen. Welche Zusammenhänge bestehen zur sog. Großen Politik. Dies immer verbunden mit weiteren Prämissen der strategischen Partnerschaft: interdisziplinäre, problemorientierte Ansätze verbunden mit der Beherrschung moderner Netzwerke und weiterer Kommunikationsmöglicheiten.

 b) “Back to our European Vision“ – das Projekt wurde zusammen mit einem Erasmus Plus Partner in Lemnos entwickelt.  Die Insel überlebt im Wesentlichen von individuellen Innovationen und Kleinkrediten der Europäischen Gemeinschaft. Insofern ist dies ein positives Beispiel für die Gemeinschaft wie der Leistung unserer griechischen Partner. Wir besuchen die betreffenden regionalen Institutionen, die Erasmus Schule, deren Schüler und Lehrer unserem Seminar zur Seite stehen sowie verschiedene Kleinbetriebe, die mit Fantasie, Optimismus, aber auch mit entsprechenden Wissen den Weg aus der Krise gefunden haben. Die Teilnehmer des Seminars erleben hier am konkreten Beispiel eines europäischen Mikrokosmos die Möglichkeiten und Erwartungen, die für den eigenen auch unternehmerischen Einsatz und für die Europäische Gemeinschaft in einem föderativen Rahmen sprechen. Ein Beispiel der regionalen Eigeninitiative ist mit Hilfe eines europäischen Kredites die Renovierung eines leer stehenden Schulgebäudes als zukünftiges Jugend- und Kulturzentrum. Hier können (im kleinen) Rahmen schon jetzt Schülergruppen workshops durchführen – somit eine direkte Anregung an die Teilnehmer!

 c) gleichzeitig erarbeiten wir  - nach vorne sehend – wichtige Grundlagen und Perspektiven unserer Europäischen Gemeinschaft für unseren Unterricht. Aus der wissenschaftlichen Begleitung mehrerer Comeniusprojekte in den vergangenen Jahren haben sich eine Vielzahl von Anregungen ergeben, die in das Seminar eingebracht werden und zu betreffenden Eigeninitiativen auffordern. Strategien werden aufgezeigt, die den Gegebenheiten vor Ort Rechnung tragen. Diese überzeugend zu vermitteln und mit den Schülern zusammen im lokalen und regionalen  Umfeld zu hinterfragen ist eine der wichtigsten Grundlagen für eine positive Ausrichtung unserer Gemeinschaft.